Die armen Stromkonzerne können einem wirklich leid tun.

Hört man sich die öffentliche Diskussion um die Strompreiserhöhungen an, so bekommt man den Eindruck, dass die grün-alternativen Lehrer mit ihren Solardächern, die Landwirte mit ihren solar-bedachten Schweinställen und alle Windradbetreiber die etablierten Stromkonzerne zum Nagen am Hungertuch zwingen. Fast könnte man Mitleid haben.
Es ist aber fast anders herum: die Betreiber alternativer Energiegewinnungsanlagen helfen, den Atombetreibern und Kohleverbrennern die Kassen zu füllen.
Der Erfolg der Alternativen erhöht die Rendite der Konventionellen? 


Absurd, aber wahr! Auch wenn die öffentliche Argumentation genau andersherum läuft, der Machtmissbrauch der grossen Vier, auch was den Medienzugang angeht, schreitet fort.

Wir bedanken uns recht herzlich beim "DGS-Newsletter vom 17.01.11 - DGS-Solarschulen, Veranstaltungstipp und Sonnenenergie" für den Text und erlauben uns, diesen hier als Zwischenruf zu publizieren.
Gegenöffentlichkeit ist hier dringend angesagt. Danke!

Klaus-Dieter Käser

 

Der folgende Artikel ist veröff. In „Sonnenenergie“ Heft Jan-Febr. 2011, S. 10, Hrsg. DGS e.V.

Renditemaximierung im Schatten der Erneuerbaren

Die Förderung für Erneuerbare Energien taugt kaum als Begründung für die Strompreis-Steigerungen der letzten Jahre und selbst die für 2011 angekündigten Erhöhungen liegen darüber – obwohl die Einkaufspreise der Stromhändler gesunken sind, Quellen: Bund der Energieverbraucher, Agentur für Erneuerbare Energien (2010 und 2011 Prognosen)

Wie Stromkonzerne die Verbraucher hinters Licht führen:

Seit Jahren begründen die Stromversorger Preissteigerungen mit dem Ausbau der Erneuerbaren. In Wahrheit wurden im Windschatten des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) und auf Kosten der Verbraucher nur die Profite maximiert.

Vergleicht man die Strompreissteigerungen für Endverbraucher mit der Entwicklung der EEG-Kosten (obiges Diagramm), ist kein Zusammenhang erkennbar. Während von 2000 bis 2009 die Strompreise um fast 9 Cent erhöht wurden, stieg der EEG-Anteil daran nur um einen einzigen Cent. Und selbst die für 2010 und 2011 absehbaren Preiserhöhungen gehen weit über den EEG-Aufschlag hinaus.

Dieser EEG-Aufschlag macht auch deshalb von 2010 auf 2011 einen etwas größeren Sprung, weil die Einspeisung von erneuerbarem Strom im Vorjahr unterschätzt worden war und deshalb die außerplanmäßig höheren Vergütungssummen des Jahres 2010 durch eine höhere Umlage für 2011 wieder ausgeglichen werden müssen.

Nachdem die Energiewirtschaft früher die Erneuerbaren mit dem angeblich mangelnden Potenzial zu diskreditieren versuchte, gelang es ihr in den letzten Jahren, die Erneuerbaren als Preistreiber darzustellen. Trotzdem verwundert es, wie professionelle Medien unisono nur die halbe Wahrheit verbreiten. Alle berichteten am 15. Oktober von der Erhöhung der EEG-Umlage für 2011 um 1,5 auf über 3,5 Cent pro Kilowattstunde, die der Präsident der Bundesnetzagentur, Matthias Kurth, verkündete.

Jedoch kaum erwähnt blieb dabei seine Strompreiskritik: „Verbraucher sollten nicht in vollem Umfang mit der erhöhten EEG-Umlage belastet werden. Die zunehmende Menge an Erneuerbarer Energie bewirkt sinkende Großhandelspreise, weil sukzessive teure Kraftwerke aus dem Markt gedrängt werden,“ schreibt Kurth in der Pressemitteilung und folgert: „Nach unseren Berechnungen müsste der Beschaffungskostenanteil bei den Haushaltskunden 2011 durchschnittlich um etwa einen halben Cent pro Kilowattstunde sinken.“ und legt gegenüber der „Welt“ nach: „Ich denke, einige Anbieter missbrauchen auch dieses Argument der Erneuerbaren-Umlage, um ungerechtfertigte Preiserhöhungen zu machen“.

Als Grund nennt DIW-Volkswirtin Claudia Kemfert die marktbeherrschende Stellung der Stromkonzerne: „In der Summe müssten Strompreise in etwa konstant bleiben – wenn wir ausreichend Wettbewerb hätten.” So hätten sich die Stromgroßhandelspreise in den vergangenen zwei Jahren deutlich verringert – bei den Verbrauchern angekommen seien diese Veränderungen jedoch nicht.

So bereichert sich die Stromwirtschaft seit Jahren an ihren wechselfaulen Kunden. Die Gewinne der drei größten Stromkonzerne sind laut Bund der Energieverbraucher von 2002 bis 2009 geradezu explodiert, von 6 auf über 23 Milliarden Euro im Jahr. RWE erzielte 2009 in der Stromerzeugung gar eine doppelt so hohe Rendite wie die meisten DAX-Konzerne und die Rendite lag mit 26,6 Prozent noch über dem als „unmoralisch“ kritisierten Renditeziel von Deutsche-Bank-Chef Ackermann. Am Medienpranger stehen dagegen die Betreibern kleiner Solarstromanlagen mit ihren realistisch kalkulierten Renditen von drei bis sieben Prozent – einschließlich dem vollen unternehmerischen Risiko einer Einzelanlage.

Die Branche der Erneuerbaren sah dem infamen Spiel der Stromkonzerne allzu lange tatenlos und ängstlich zu. Sie befindet sich in Rechtfertigungsnot, gerade jetzt, wo das EEG seine wahre Wirkung entfaltet und für eine Übergangsphase erhebliche Mittel in den Ausbau Erneuerbarer Energien fließen müssen. Statt zu kapitulieren und freiwillig den Ausbau des eigenen Geschäfts zu bremsen, wäre jetzt offensiv für die begründeten Interessen eines schnellen Ausbaus der Erneuerbaren einzutreten. Die Lobby der Atom- und Kohlekraftwerksbetreiber jedenfalls wüsste ganz genau, was jetzt zu tun wäre.

Von: Thomas Seltmann

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