Der folgende Text nimmt Bezug auf diesen Artikel:
Leserbrief zu „Windige Geschäfte“ von Hannes Koch,
Badische Zeitung 10.8.2012 S.10 samt Kommentar
Sehr geehrter Herr Dr. Hauser, sehr geehrte Damen und Herren,
der obige Bericht führt Ihre Leser leider zu sehr in die Irre, weil er eine Reihe von Fakten bzw. Ursachen nicht
nennt, die aber sehr wesentlich sind. Daher bitten wir Sie, Ihre Leser von folgendem Leserbrief inhaltlich in
Kenntnis zu setzen, wobei wir um ungekürzten Abdruck bitten:
„Der Bericht macht es sich viel zu einfach und vermittelt ein stark windschiefes Bild. Denn Windkraftprojekte
sind anteilig meist überwiegend durch Banken finanziert, zum kleineren Teil durch Anleger. Klar dass, wie in
der Regel und wenn nicht anders vereinbart, auch bei dem erwähnten Windpark Möbisburg bei Erfurt zuerst
Zins und Tilgung für die Banken aufzubringen sind, bevor die Bürger bei nachrangigen Darlehen oder als stille
Gesellschafter dran kommen. Das ist bei solchen Gesellschaften seit Jahren pflichtgemäß jedem
Finanzierungsprospekt zu entnehmen. Da heißt es, durchzuhalten bis die bankenfreien guten Jahre kommen
oder von vornherein mit wenig oder ohne Bankdarlehen zu finanzieren. Das letztere ist aber bei den Millionen
Euro pro Großwindkraftanlage ein hartes Stück Arbeit.
Was im Bericht ärgerlicherweise auch fehlt: Die älteren Anlagen in Deutschland wurden bei relativ hohem
Zinssatz finanziert auf Basis von Winddaten, die eine Reihe überdurchschnittlicher Windjahre berücksichtigen,
die aber nach 2000 nur selten waren. Wenn in einem schwachen Windjahr die Windgeschwindigkeit z.B. nur
10% kleiner ist, sinkt die Stromproduktion infolge kubischer Abhängigkeit um rund ein Drittel. Klar dass dann
Prognosen, die auf älteren stärkeren Winddaten beruhen, in solchen Jahren deutlich verfehlt werden. Das
brachte viele Windparks in Deutschland wie den in Möbisburg zeitweise in Bedrängnis, auch wenn sie an sich
sehr gut über das EEG abgesichert sind.
Für Möbisburg, kein überragender Windstandort, waren es sogar vier Wind-Fachgutachter. Insoweit ist dem
mit gerichtlicher Bestätigung abgewählten Geschäftsführer wenig vorzuwerfen. Er hatte in erster Instanz
gewonnen, aber das extrem windschwache Jahr 2010 - bis auf den Rekordmonat Dezember auch 2011 - und
Bestehen auf vielleicht zu üppigem Management-Honorar haben den ungeduldigen Anlegern vor dem
Oberlandesgericht Thüringen sicher Rückenwind gegeben. Auffällig ist bei dem Anfang 2006 in Betrieb
gegangenen Windpark das viel zu kleine Eigenkapital der Anleger von nur rund 10 Prozent bei über 20 Mio.
Euro Gesamtinvestition für die 11 Anlagen. Das ist leicht von Gutachten, Planungs-, Anlauf-, Verwaltungsund
Betriebskosten sowie schwachen Windjahren stark angezehrt, wenn die Banken nicht nachgeben, und
kann auch bei anderen Gesellschaftsformen passieren. Windparkmanager sollten in schwierigen Jahren ihr
Honorar solidarisch deutlich verringern. 2012 kann ein besseres Windjahr werden.
Windgutachten sind nicht einfach und sollten auf mindestens einjährigen Messungen vor Ort beruhen.
Windgutachten und -atlanten sind inzwischen viel qualifizierter als vor 10 Jahren. Bei großen Nabenhöhen,
gerade im Schwarzwald, können hervorragende Erträge erzielt werden: Die am 26.10.2011 in
Freiamt/Schwarzwald in Betrieb gegangene Anlage ist im Prospekt mit 4 Mio. kWh im Jahr angesetzt und hat
diese Strommenge schon am 8.8.2012 erreicht.“
Unterzeichner:
1. Dr. Georg Löser, Dipl.-Phys., Weiherweg 4 B, 79194 Gundelfingen, georg(dot)loeser(at)gmx(dot)de
2. gez. Christian Meyer, Energy-Consulting Christian Meyer, Dipl.-Ing.(FH),
Am Laidhölzle 3, 79224 Umkirch , meyer(at)energy-consulting-meyer(dot)de
einige Quellen:
http://www.wind-energie.de/infocenter/statistiken/print?nid=875
http://www.wind-energie.de/infocenter/statistiken/deutschland/entwicklung-der-windstromeinspeisung
http://www.udi.de/udi-direktnavigation/udi-projekt/laufende-projekte.html
http://www.udi.de/fileadmin/UDI_Projekt/moebisburg_ertraege_und_verfuegbarkeit_frueherer_jahre.pdf